Kostrzyn - ein Ausflug in die Geschichte der Stadt

Die Stadt Kostrzyn liegt in der Wojewodschaft Lubuskie (Lebuser Land, Kreis Gorzów), an der Mündung der Warthe in die Oder, ganz in der Nähe des Berliner Umlandes. Die Altstadt von Kostrzyn befindet sich auf der Halbinsel an der Oder, welche durch den Mündungsabschnitt der Warthe gebildet wird. Sie wurde jedoch im 2. Weltkrieg vollkommen zerstört. Der Bau der Neustadt begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Nähe des Bahnhofes. Auch sie wurde zu ca. 90 % im Krieg zerstört, und durch die Aufteilung aufgrund der deutsch-polnischen Grenze verlor Kostrzyn sowohl die Oderinsel als auch den Ortsteil Küstrin-Kietz.Die Stadtfläche beläuft sich heute auf ca. 41,41 km2. In ihr leben rund 17600 Einwohner.Ferner ist Kostrzyn ein zentraler Punkt für die deutsch-polnische Zusammenarbeit. Deutsche besuchen die Stadt aber nicht nur aufgrund der billigen Dienstleistungen sondern auch wegen vieler Naturattraktionen in der Umgebung,die der Landschaftspark "Warthemündung" bietet.Weiterhin stellt Kostrzyn einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt dar.Nun etwas zur Geschichte der Stadt:
Im Frühmittelalter gehörte Kostrzyn zu Großpolen. Im Jahre 1232 übergab der Polenfürst Boles³aw V. die Stadt in die Hände des Templerordens.1261 wurde Kostrzyn dann von Brandenburgern beherrscht. Und vermutlich wurde die Stadt erst um 1300 zum ersten Mal rechtlich lokalisiert. Als Hauptstadt der Neumark stellte sie ein wichtiges Verwaltungs- und Politikzentrum dar. Im 14. Jahrhundert siedelten die brandenburgischen Machthaber die slavische Bevölkerung der Stadt nach Kietz um. 1402-1454 beherrschten die Kreuzritter Kostrzyn und bauten 1444 das Schloß auf. 1536-1571 schloß sich die Herrschaft des Markgrafen Johann von Brandenburg oder auch Hans von Küstrin genannt, an. Er baute das Küstriner Schloß aus und gestaltete die Stadt zu einer großen geschlossenen Festung um, in welcher seit 1548 das höhere Landgericht tagte. 1536 erfolgte auch die Verlegung der Stadt auf das linke Oderufer in ein Sumpfgebiet. Seit 1723 war die Festung, unter preussischer Monarchie, der Sitz der Militärbehörden der Neumark und Verwaltungssitz der königlichen Güter. Doch die Küstriner Festung verhinderte eine räumliche Ausdehnung der Stadt. Aber auch das ungesunde Klima aufgrund der umgebenden Sumpfgebiete verhinderte die Entwicklung der Stadt, welche durch zahlreiche Pestepedemien heimgesucht wurde. Im 17. und 18. Jahrhundert war Küstrin v.a. bekannt für sein Schloßgefängnis, in welchem vorrangig politische Gefangene, Gegner des Kurfürsten, festgehalten wurden. Darunter auch so berühmte Leute wie: Hieronimus Roth (1606-78), Egidius Strauch (1632-82), Friedrich- Ludwig Jahn, Friedrich II. (1712-86), dessen bester Freund Hermann von Katte 1730 an jenem Ort hingerichtet wurde. Aber Küstrin war auch ein wesentlicher strategischer Stützpunkt und wurde in den Kriegen oftmals zerstört wie z.B. während des 30jährigen Krieges(1618-48), in welchem die Vorstadt zerstört wurde oder 1758 während des 7jährigen Krieges, als die Festung von russischen Soldaten beschossen wurde und beinah die gesamte Stadt inklusive Schloß verbrannt wäre. 1806 erfolgte dann die kampflose Eroberung Küstrins durch die napoleonische Armee. Nach 13monatiger Belagerung konnte sie 1814 durch die Preussen wieder rückerobert werden..Aufgrund ihrer Militärfunktion, besaß die Stadt bis 1809 nur eine beschränkte Selbstverwaltung. Die Bevölkerung Kostrzyns war größtenteils im Dienstleistungsgewerbe, Braugewerbe aber auch in der Landwirtschafts- und Zuchtproduktion zur Verpflegung der Festungsbesatzung beschäftigt. Jedoch konnte sich aufgrund der Militärbeschränkungen und der Konkurrenz der nahegelegenen Stadt Frankfurt nur wenig Handelsaktivität entwickeln. Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten Fabriken, Flüsse wurden reguliert und somit die wirtschaftliche als auch räumliche Entwicklung Küstrins ermöglicht. Ab 1819 entstand ein enges Straßennetz und im Jahre 1857 wurde die erste Bahnstrecke eröffnet, die von Frankfurt/Oder über Kostrzyn und Gorzów nach Krzy¿ führte. 1867 entstand die Verbindung nach Berlin. Der Bau des Hauptbahnhofes sowie der Ausbau des Bahnnetzes zu einem Verkehrsknotenpunkt trieb auch die Entwicklung Küstrins zum Industriezentrum voran und die Stadt wurde insgesamt dynamischer. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Aufteilung der Stadt in 4 Wohnviertel (vom Westen): Küstrin-Kietz, Küstrin-Altstadt, Küstrin-Kietzerbusch, Küstrin-Neustadt. 1924 entstand hier die elektrische Straßenbahn und 1939 zählte die Stadt 23.800 Einwohner sowie 32 größere Betriebe. Diese Wirtschaftsentwicklung wurde durch den II. Weltkrieg jäh unterbrochen. 1945 wurde Kostrzyn zur Festung erklärt und versank infolge des mehrwöchigen Beschusses durch 11.000 russische Geschütze in Schutt und Asche. Der Wiederaufbau erfolgte aber nicht im ursprünglichen Stadtgebiet sondern lediglich in der ehemaligen Neustadt, welche heute die Stadtmitte darstellt. Nach dem Krieg wurde die Stadt zur Sperrzone erklärt und die einzigen Zivilisten waren in dieser Zeit Eisenbahner. 1954 erfolgte dann der Wiedeeraufbau der großen Papier-und Zellulosefabrik. 1992 wurde der Grenzübergang nach Deutschland eröffnet.

Die Küstriner Festung
Die Küstriner Festung ist nach italienischem Vorbild in den Jahren 1537-43 und 1563-68 erbaut und im 17. Jahrhundert beendet worden. Sie besteht aus insgesamt 6 Bastionen: die Königs- und Königin-Bastionen, die Kronprinz-Bastion, die Kronprinzessin-Bastion, die Philips-Bastion und die Brandenburg-Bastion. Wobei die drei östlichen Bastionen gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrages abgebaut wurden. Die Bastionen sind durch Mauern miteinander verbunden und von einem Burggraben umgeben. Zur Festung gehören weiterhin 3 Raveline (Albrecht, Christian-Ludwig, August-Wilhelm), von der jedoch nur noch eine(August-Wilhelm) erhalten ist. 3 Tore führen in die Stadt: das Berliner Tor nördlich (erhalten), das Zorndorfer Tor östlich (1921 abgebaut) und das Kietzer Tor südlich (teilweise erhalten). Einige Kilometer von der Festung entfernt befand sich ein Fortkomplex.Die Festungsruinen gehören zu den wichtigsten Fledermauswinterquartieren in Polen .

Das Schloss
Das Schloss stellt den wichtigsten Teil der Küstriner Festung dar und wurde durch Kreuzritter errichtet.Nach seinem Umbau hatte hier Johannes von Hohenzollern seinen Sitz. Nach dem großen Brand im Jahre 1758, bei welchem beinah die gesamte Festung und das Schloss vernichtet worden wären,erfolgte der Wiederaufbau und 1814 die Umwandlung des Schlosses in eine Kaserne. 1945 ist das Schloss abgebrannt und wurde vollständig abgebaut. Nur noch die teilweise zugeschütteten Kellerräume sind erhalten geblieben.

Die Marienkirche
Die Marienkiche wurde im Jahre 1396 erbaut und im 16. Als auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts umgebaut. Heute sind jedoch nur noch die Umrisse der Kirchenmauer, der Fußboden und Teile der Gruften erhalten.

Das Rathaus

In den Jahren 1572-77 wurde auf dem Marktplatz ein zweistöckiges Rathaus im Renaissancestil errichtet, von welchem heute jedoch nur noch die Umrisse und Fundamente erhalten sind.

Seit 1994 werden in der Altstadt archeologische Ordnungs- und Bauarbeiten durchgeführt, deren Ziel die Rekonstruktion der Festungsobjekte sowie des Rathauses und der Marienkirche darstellen soll. Ein Kultur- und Gesellschaftszentrum soll demzufolge in der wiedererstandenen Altstadt entstehen.

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