Der Naturschutzverband

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Das Stationsgelände des Naturschutzverbandes in Owczary
Rozmiar: 103890 bajtówAm Rande des Odertals, 1 Kilometer südlich von Górzyca, auf dem Weg von Kostrzyn nach S³ubice, liegt ein winziges Dorf, das ca. 100 Einwohner zählt. Owczary (Ötscher) ist der Name des Dorfes, in dessen Umgebung sich der Rand des Odertales bis zu 45 Meter über die Talsohle emporhebt. Westlich und südwestlich von Owczary erstreckt sich ein ausgedehnter Polder: das Gebiet £êg i Lubuskie, benannt nach der Stadt Lebus, die auf der deutschen Seite des Oderufers liegt. Die sehr fruchtbaren Böden werden vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Einige hundert Jahre früher sah es dort noch anders aus: Das Odertal war zum größten Teil mit feuchten Wäldern, Feuchtwiesen und Weiden zugewachsen, auf denen Kühe, Schafe und Pferde weideten. Altwässer, Sümpfe und Moore bedeckten große Flächen des Flußtals. Doch die Melioration der Landwirtschaft zur Jahrhundertwende vom 18. zum 19. Jahrhundert sowie die fortschreitende Intensivierung der Landwirtschaft bewirkten den Rückgang dieser Landschaftsformation, welche heute teilweise durch tiefe Feldgräben zerfurcht ist.
In Owczary und seiner Umgebung befindet sich auch eines der ersten nichtstaatlichen Naturschutzgebiete Polens, welches ca. 18 ha umfasst und im Jahre 1994 vom Lubuski Naturschutzverband aufgekauft und unter Schutz gestellt wurde.

Die Trockenrasen von Owczary
Die Ausweisung zum Schutzgebiet hängt mit einer besonderen landschaftlichen Formation zusammen: Vor allem an den steilen Berghängen der Flußtäler von Oder und Warthe, wo im Süden oder Westen Moränenhügel herausragen, findet man eine für Polen auf den ersten Blick sehr untypisch erscheinende Pflanzenwelt, welche eher der der Steppe ähnelt. Dies sind die Trockenrasen, welche von Naturwissenschaftlern auch als xerotherme Rasen bezeichnet werden. Sie kommen in Polen zwar sehr selten vor, sind aber dennoch ein typisches Element der polnischen Flora. Solche Trockenrasen erhalten sich jedoch nur an solchen Standorten, an denen ganz bestimmte Bedingungen, ähnlich wie in der Steppe herrschen. Dazu gehören: ein spezifisches Mikroklima mit periodisch hohen Boden- und Oberflächentemperaturen sowie karbonatreiche und relativ fruchtbare Böden. Eben solche Bedingungen dominieren teilweise im Oder-Warthe- Tal und darum treten Trockenrasen dort besonders konzentriert auf. 10 Kilometer südlich der Warthemündung gestalten sie die Umgebung der Orte Owczary, Pamiêcin, Laski Lubuski und ¯abice mit, wobei die Trockenrasen von Owczary zu den in Polen am besten erhaltensten zählen.
Trockenrasen sind zumeist anthropogenen Ursprungs. Sie entwickeln sich auf Rodungsflächen oder infolge stetiger Beweidung. Viele auf ihnen wachsende Pflanzenarten wie Haar-Federgras Stipa capillata, grauscheidiges Federgras Stipa Joannis und astlose Graslilie Anthericum liliago sind gleichfalls typische Steppenarten. Zur xerothermen Vegetation gehören aber auch häufig büschelartige Gräser mit schmalen, pfriemenförmigen Blättern, verschiedene Moose und kleine Kräuter wie zum Beispiel: Wilder Thymian, Bergsandglöckchen, Nelken und Sandstrohblumen.
Auch der saisonale Zyklus der Trockenrasen ähnelt dem der Steppe sehr:
Die Vegetation erwacht schon im Vorfrühling, wo v. a. Riedgras und Gänseblümchen zu finden sind. Im April verfärbt sich die Trockenwiese allmählich gelb, da nun viele Schlüssel- blumen auftreten. Im Mai erblüht dann das Schlehdorngestrüpp und die Wiese erstrahlt in einem hellen Weiß . Das Odertal zieht dadurch v. a. Kiebitze, Gänse und Kranichschwärme an. Im Spätfrühling und Frühsommer erreicht die Wiese ihren Entwicklungshöhepunkt und es erscheint eine Fülle an neuen Blütenformen und- farben. Inmitten der Schlehdornbüsche und wilder Rosensträucher flitzen, ihre Nester bauend, Neuntöter und Haselhühner hin und her. In der zweiten Hälfte des Jahres dominiert die blaue Farbe auf der Wiese und es herrscht ein reges Treiben. Viele Grashüpfer und Grillen huschen durch das Gras, aus ihren Nestern schlüpfen junge Neuntöter und Grasmücken und hunderte von Schmetterlingen fliegen zwischen den Blüten hin und her. Im Sommer werden auch Gänse-und Kranichschwärme angezogen, die in der Umgebung Nahrung suchen und im Überschwemmungsgebiet der Warthe übernachten. Mit zunehmender Temperatur und Trockenheit verblüht und verdörrt die Vegetation jedoch allmählich, um im Herbst wieder zu erstehen und dann erblühen wiederum andere Arten wie zum Beispiel die gelbblühende Skabiose.

Rozmiar: 8574 bajtów

Erwähnenswert wäre außerdem, dass die Trockenrasen eine ganz bestimmte Bodenart ausbilden, die ebenfalls den Böden der Steppe und des Mittelmeergebietes ähnelt: die Zimterde. Die Oberflächentemperatur dieser Böden kann bis zu 70 C erreichen und innerhalb von einer Stunde können bis zu 57 mm Wasser auf der Bodenoberfläche verdunsten.
Die Trockenrasen sind jedoch stark gefährdet, v.a. weil die wichtige traditionelle Weidewirtschaft Ende der 80iger Jahre aus sozio-ökonomischen Gründen aufgegeben wurde. Die Beweidung aber ist für den Erhalt der Trockenrasen von entscheidender Bedeutung, da sie die Entwicklung von gewöhnlichen Wiesen-, Gebüsch- und Waldformationen verhindert, deren Pflanzen die seltene Flora und Fauna der Trockenrasen verdrängen würden. Dazu gehören zum Beispiel die sich schnell ausbreitenden und dicht wachsenden Schlehdorn-,Rosen- und Weißdornbüsche sowie die aus Nordamerika stammende Robinie oder Scheinakazie Robinia pseudoacacja, welche 1635 nach Europa gebracht wurde und sich in der Folgezeit über den gesamten Kontinent verbreitet hat. Schon nach 15 Jahren können sich Trockenrasen in ein Robiniengebüsch verwandelt haben. Eine weitere Bedrohung für den Erhalt der Trockenrasen ist, dass diese oftmals von Laien nicht erkannt und demzufolge wie Brachland behandelt werden d.h. sie bleiben wüst, werden aufgeforstet, gepflügt oder in Mähwiesen umgewandelt.
Der Lubuski Naturschutzverband setzt sich dafür ein, diese wertvollen Trockenrasen rechtlich zu sichern, zu übernehmen und unter Schutz zu stellen. Die Maßnahmen zur Erlangung dieser Ziele stützen sich auf 4 wesentliche Aspekte:
1.) die extensive landwirtschaftliche Nutzung der Trockenrasen durch Schafbeweidung,
2.) die Entfernung des Buschwerks auf den Trockenflächen,
3.) die Vermittlung der Werte an die lokale Bevölkerung,
4.) die Erhöhung der touristischen Attraktivität der Region .

Die ersten Aktivitäten begannen bereits im Jahre 1993 im Rahmen des WWF-Projektes "Grünes Band Oder-Neiße", in dessen Verlauf eine erste ökologische Bestandsaufnahme der grenznahen Gemeinden in der Wojewodschaft Gorzów durchgeführt wurde. Dabei sind über 10 schützenswerte Trockenrasenflächen, meist in der Nähe von Górzyca, identifiziert worden. Zum Jahreswechsel 1993/94 wurden anschließend 18 ha durch eine Gasrohrleitung aus Russland besonders gefährdetes Trockenrasengebiet in der Umgebung von Owczary vom Lubuski Naturschutzverband aufgekauft und unter Schutz gestellt. 1995 erfolgte der Aufbau einer detaillierten Pflanzenkartei auf der erworbenen Fläche, auf Grundlage derer ein Schutzplan erarbeitet wurde. 1996 erwarb der Verband in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Górzyca ein Wirtschafts- und Wohngebäude in einer ehemaligen Schafzuchtanlage in Owczary, welches mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Öko-Fond (EkoFundusz) zu einer Naturschutzstation mit einer Herberge sowie einem Wiesenmuseum ausgebaut wurde. Im Frühjahr 1998 kaufte der Verband eine kleine Schafherde auf, die die Trockenrasen beweidet. Seit September 2000 verfügt die Station in Owczary auch über zwei polnische Stuten, Hurma und Para, welche wie die Schafe einer primitiven Rasse angehören, die verwandt ist mit den Tarpanern und mit Unterstützung des Öko-Fonds (EkoFundusz) aus einem Gestüt aus Sieraków aufgekauft wurden. Zur Projektrealisierung gehörten und gehören ferner die Entfernung des Baum- und Strauchbewuchses sowie die Werbung für umweltfreundlichen Tourismus und eine umweltverträgliche Landwirtschaft.


Die Schafe und ihre Bedeutung für die Trockenrasen
Die kleine Schafherde, welche seit 1998 in Owczary durch den Lubuski Naturschutzverband gehalten wird gehört zu der alten polnischen Rasse der "Heideschafe", einer nordischen Rasse, die in vielen Merkmalen auf eine Verwandtschaft mit Mufflons schließen läßt. Die Heideschafe sind eine primitive Rasse, das bedeutet dass sie viele Eigenschaften aufzeigen, die auch ihre wildlebenden Verwandten besitzen und somit sind sie sehr gut an rauhe Umweltbedingungen angepaßt. Sie sind schnell, gewandt, scheu, haben eine kleine Körpergröße und wenig Gewicht (30-40 kg). Während zwischen den Weltkriegen noch ca. 35.000 Heideschafe in Polen gehalten wurden, starb diese Rasse nach dem Ende des 2. Weltkrieges aufgrund der Kreuzung mit anderen Rassen praktisch aus . Erst im Jahre 1983 begann das Programm zur Erhaltung der Heideschafe und heute machen sie schon 0,8% der Schafe in Polen aus ( 1938 waren es 5,7% ). Den Schafen kommt eine besonders hohe Bedeutung beim Erhalt der Trockenrasengebiete zu. Ihr besonderer Verbiß verhindert die Entwicklung von Baum - und Sträuchersämlingen und wirkt der Ausbreitung von gewöhnlichen Mähwiesengräsern entgegen. Ebenso verhindert die ständige Entnahme von Nährstoffen eine Überdüngung des Bodens . Der Viehtritt wühlt den Boden auf und schafft somit gute Voraussetzungen für das Keimen der Pflanzensamen und gleichzeitig vermeidet das Zerstampfen trockener Grasblätter die Bildung einer dichten Streuschicht .Auch der Schafsmist trägt seinen Teil dazu bei. Er zersetzt sich langsam und gleichmäßig und bietet den Pflanzen so genügend Nährstoffe .

Das Wiesenmuseum in Owczary ( Muzeum £±ki)
Auf dem Stationsgelände des Lubuski Naturschutzverbandes befindet sich das einzige Wiesenmuseum in ganz Polen. Hier werden dem Besucher die verschiedenen Wiesenöko- systeme der Erde präsentiert und anhand von Darstellungen der jeweiligen Tier und Pflanzenwelt, verschiedener Formen der Wiesennutzung und Besonderheiten der Wiesenformen, ausführlich erläutert. Das Hauptaugenmerk der Ausstellung liegt natürlich auf den Trockenrasen. Die Ausstellung ist in polnischer, englischer als auch deutscher Sprache untertitelt. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit weiterführende Literatur, teilweise auch in englischer und deutscher Sprache, zu verschiedenen Themen des Umweltschutzes in Form von Broschüren, Fachbüchern und Publikationen des Klubs käuflich zu erwerben. Gesunde Lebensmittel aus ökologischer Produktion werden ebenfalls zum Verkauf angeboten. Im Museum finden auch eine Reihe von Veranstaltungen statt, darunter beispielsweise: naturbildender Unterricht, Zusammenkünfte von Naturliebhabern und Wissenschaftlern, Vorträge mit Filmen und Dias zum Thema Naturschutz sowie Führungen auf dem ca. 2,5 Kilometereter langen Naturlehrpfad, der durch die Trockenrasen von Owczary führt. Hinter dem Museumsgebäude befindet sich ein kleiner botanischer Garten, in welchem Gräser verschiedener Wiesentypen vertreten sind. Das Museumsgebäude bietet zudem auch Übernachtungsmöglichkeiten mit 4 Gästezimmern und ca. 20 Schlafplätzen. Es ist eine Standardunterkunft mit gemeinschaftlichem Bad und Küche, in welcher die Möglichkeit zur Essenszubereitung besteht. In der benachbarten Bar ist es aber auch möglich zu günstigen Preisen ein Essen zubereitet zu bekommen. Die Übernachtungen sollten jedoch vorher telefonisch (oder durch Internet) reserviert werden. Der Preis für eine Übernachtung ohne Bettwäsche beträgt für Klubmitglieder 5 Z³oty, für sonstige Personen 10 Z³oty. Der Preis für eine Übernachtung mit Bettwäsche beträgt demzufolge für Klubmitglieder 10 Z³oty und für sonstige Personen 15 Z³oty.
Unsere Adresse : Stacja Terenowa Lubuskiego Klubu Przyrodników
Owczary 17
69-113 Górzyca
Telefonnummer: (0048) 95 759 1220
e-mail-Adresse: owczary@lkp.org.pl (Informationen können in deutscher Sprache angefordert und auch erhalten werden)

Öffnungszeiten
des Museums: täglich außer Montag von 10 bis 16 Uhr

Eintritt: Erwachsene: 1,5 Z³oty
Kinder : 1 Z³oty

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